HABEN WIR DIE WERTSCHÖPFUNG NOCH IM BLICK?

Haben wir die Wertschöpfung noch im Blick?

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber seit einigen Jahren habe ich ein Unbehagen, dass unser Land nicht mehr auf dem richtigen Weg ist und sich nicht mehr vorrangig um die wesentlichen Dinge kümmert. Gefühlt scheint die ökonomische Wirklichkeit auf dem Kopf zu stehen, die Prioritätensetzung aus dem Gleichgewicht geraten. Die Ungleichgewichte bei der Umverteilung des erarbeiteten Mehrwertes in die tertiären Sektoren der Volkswirtschaft und die konsumtiven Bereiche des Staates werden wohl auf Dauer nicht mehr lange funktionieren. (Oder?) Ich sehe diese Tendenz sehr kritisch und völlig wertfrei in ihrer politischen Bedeutung oder einer adäquaten Schuldzuweisung. Wir müssen aber die Dinge schnell beim Namen nennen und gegensteuern.

Was passiert mit einer Industriegesellschaft, wenn sie immer mehr die wertschöpfenden Bereiche der Gesellschaft aus dem Blick verliert und den Fokus immer stärker auf die nicht wertschöpfenden Bereiche der Volkswirtschaft (tertiären Sektoren), des Staates und des gesellschaftlichen Lebens ausrichtet?

Themen:


 

Begrifflichkeiten zum besseren Verständnis und zur Diskussion

Für das gemeinsame Verständnis lassen Sie uns bitte zunächst die Begrifflichkeiten definieren.

  • Mit Wertschöpfung wird verkürzt die Schaffung von ökonomischem Mehrwert, typischerweise durch Produktion, Innovation, und Dienstleistungen, die Produkte oder Technologien schaffen, die Nachfrage auf den Märkten haben beschrieben.
  • Zu den Nicht-wertschöpfende Bereiche zählt man Tätigkeiten, die zwar gesellschaftlich notwendig (und deshalb auch wertvoll sind), aber nicht direkt auf Marktwert gerichtet sind, z. B. öffentlicher Dienst, Verwaltung, Subventionen und andere staatlich finanzierte Tätigkeiten.
  • Die Staatsquote beschreibt das Verhältnis der staatlichen Ausgaben zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sie ist damit ein Indikator für den Anteil des Staates an der gesamten Wirtschaft.

 


 

Was passiert mit unserer Industriegesellschaft, wenn wertschöpfende Bereiche vernachlässigt werden?

Eine weitere, zunehmende Verschiebung von wertschöpfenden zu nicht wertschöpfenden Bereichen hat vier zentrale Folgen:

  • Sinkende Wettbewerbsfähigkeit: Wenn der Fokus auf Industrie, Innovation und produktive Dienstleistungen verloren geht, werden wir technologische Führungspositionen verlieren. In Deutschland sind wir zum Beispiel sehr stark abhängig von den BIP-tragenden Industrien (Automotive, Maschinenbau, Chemie). Eine Vernachlässigung dieser Haupt-Bereiche zugunsten weniger produktiver Sektoren werden langfristig zu einem Rückgang der Exportkraft führen.
  • Steigende Belastung der produktiven Wirtschaft: Nicht wertschöpfende Bereiche, wie der öffentliche Dienst, finanzieren sich überwiegend durch Steuern und Abgaben. Wenn diese Ausgabenbereiche unverhältnismäßig wachsen, steigt der Druck auf die Unternehmen und deren produktive Arbeit. Obendrein könnte / wird dies die Innovationskraft und die Bereitschaft zu unternehmerischen Aktivitäten hemmen.
  • Wachsender Ressourcenverbrauch ohne Mehrwert:  Ein übermäßiger Ausbau des Staatssektors bindet Ressourcen (Kapital, Arbeitskräfte), die im produktiven Bereich fehlen könnten. Dies führt zu einem Missverhältnis zwischen verfügbaren Arbeitskräften und den Anforderungen in Schlüsselindustrien.
  • Gesellschaftliche Risiken:  Eine rückgehende Wertschöpfung wird zwangsläufig Wohlstandseinbußen verursachen, was sich in Form von Arbeitslosigkeit, steigender Staatsverschuldung und sozialer Instabilität äußern könnte.

 


 

Staatsquote versus Wertschöpfung

In welchem Kontext steht dazu die Staatsquote und wann ist diese gegebenenfalls zu hoch?

Die optimale Staatsquote variiert je nach Wirtschaftsmodell in den entwickelten Industrieländern und aufstrebenden Entwicklungsländern (simpel - Kapitalismus versus Sozialismus). Eine hohe Staatsquote kann sinnvoll sein, wenn sie effizient in Bildung, Infrastruktur und Forschung investiert wird und damit den sozialen Ausgleich und die Lebensqualität seiner Bürger fördert.

Von einer zu hohen Staatsquote müssen wir jedoch sprechen, wenn die staatlichen Ausgaben ineffizient werden, z. B. durch Bürokratie, unnötige Subventionen oder Ineffizienz in der Verwaltung.

Gleichzeitig werden dadurch die Unternehmen und Bürger übermäßig belastet, sodass Investitionen und Konsum zurückgehen. In der Folge gibt der Staat keine ausreichenden Impulse für Wachstum mehr, sondern er verwaltet lediglich seine bestehenden Strukturen.


Welche Gefahren können für Deutschland entstehen, wenn sich die Staatsquote weiter ausdehnt?

Deutschland hat derzeit eine Staatsquote von rund 50 % (2023). M.E. wird es langsam kritisch, denn die steigenden Ausgaben des Staates können bald nicht mehr durch die produktive Wirtschaftskraft getragen werden. Eine weitere Belastung in dieser Richtung hätte bittere Konsequenzen, wie zum Beispiel:

  • Tendenz der Deindustrialisierung - durch hohe Energiekosten, Bürokratie und Fachkräftemangel wird die Industrie zunehmend geschwächt. Einige Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland. Gleichzeitig wachsen nicht-produktive Bereiche, z. B. durch den demografischen Wandel (Pflege- und Verwaltungssektoren).
  • Tendenz der Überregulierung und Bürokratie - diese binden Ressourcen und hemmen Unternehmen in der Innovation und Anpassung an globale Herausforderungen (z. B. Digitalisierung, Klimawandel).
  • Tendenz der Erhöhung der  Staatsausgaben - hohe Ausgaben für soziale Transfers (z. B. Rente, Gesundheit) reduzieren den Spielraum für Investitionen in Infrastruktur und Forschung. Diese Tendenz muss man sehr kritisch sehen, denn ohne Fokus auf mehr Innovation und industrielle Wertschöpfung könnte Deutschland seine Rolle als Exportnation verlieren. Es droht eine Erhöhung der Steuerlast auf die produktive Bevölkerung, was eine Abwärtsspirale auslösen würde.

 


 

Priorisierung der Sektoren der Volkswirtschaft - im Kontext der Wertschöpfung

Gibt es einen Priorisierung der Wertschöpfung oder sollte es sie geben?

Eine nachhaltige Industriegesellschaft sollte daher:

  1. Wertschöpfung priorisieren, indem sie produktive Sektoren fördert.
  2. Staatsausgaben effizient einsetzen, z. B. in Bildung, Forschung und Infrastruktur, die langfristig wirtschaftliche Vorteile bringen.
  3. Bürokratie und Ineffizienz abbauen, um Ressourcen freizusetzen.

Deutschland steht vor der Herausforderung, sein wirtschaftliches Modell zu modernisieren, ohne wertschöpfende Bereiche zu vernachlässigen. Ein gesunder Ausgleich zwischen staatlichen Aufgaben und privater Initiative ist essenziell.


Fazit

Wenn eine Industriegesellschaft wie Deutschland die wertschöpfenden Bereiche vernachlässigt und die nicht-wertschöpfenden ausweitet, riskiert sie langfristig ihre wirtschaftliche Basis. Die Staatsquote ist ein wichtiger Indikator, sollte jedoch nicht isoliert betrachtet werden – entscheidend ist, wie effektiv staatliche Ausgaben die Wirtschaft stärken. Ein klarer Fokus auf Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und eine nachhaltige Wertschöpfungskette ist unerlässlich, um Wohlstand und Stabilität zu sichern.

 


 

Selbstverstärkender Effekt nicht wertschöpfender Bereiche

Besteht die Gefahr, dass sich die nicht wertschöpfenden Bereiche aufgrund ihrer Größe, des politischen Einflusses und ihrer eigenen Interessen in einem selbstverstärkenden Effekt, einer „sich selbst nährenden Hydra“ gleich, immer weiter vergrößern?

Ja, die Gefahr eines solchen selbstverstärkenden Effekts besteht tatsächlich, wenn die nicht-wertschöpfenden Bereiche einer Gesellschaft – wie der öffentliche Dienst, Sozialtransfersysteme und staatlich finanzierte Einrichtungen – aus verschiedenen Gründen weiter wachsen, ohne dass sie effektiv kontrolliert oder auf den gesellschaftlichen Nutzen hin optimiert werden. Diese Entwicklung könnte tatsächlich wie eine sich selbst nährende Hydra“ wirken, da sie durch mehrere Mechanismen angetrieben wird, die schwer zu stoppen sind, sobald sie sich etabliert haben.

Wo liegen die Ursachen und was sind die Mechanismen eines sich selbst verstärkenden Wachstums der nicht wertschöpfenden Bereiche?

Politischer Einfluss und Machtinteressen

  • Stimmenmaximierung: Parteien und Politiker haben oft Anreize, den öffentlichen Dienst und soziale Programme auszubauen, da dies in der Regel bei Wählern gut ankommt. Beispielsweise können neue Stellen im öffentlichen Dienst oder höhere Sozialtransfers Wählergruppen an den Staat binden.
  • Institutionelle Beharrungskraft: Einmal geschaffene staatliche Institutionen und Programme werden selten abgebaut, da ihre Abschaffung politisch unpopulär ist und mit Widerstand von Interessengruppen einhergeht.

Selbstverstärkung durch Lobbyismus

  • Starker Einfluss von Interessengruppen: Gewerkschaften im öffentlichen Dienst oder Organisationen, die von staatlichen Förderungen abhängig sind, setzen sich häufig stark für den Erhalt und Ausbau „ihrer“ Bereiche ein.
  • Bürokratische Eigendynamik: Ein wachsender öffentlicher Sektor hat oft einen Eigenantrieb, da er durch interne Prozesse immer mehr Aufgaben für sich definiert, um seine Existenz zu rechtfertigen. (weitere Ursachen auch hier:)

Fehlanreize durch Umverteilung

  • Entkopplung von Marktmechanismen: Nicht-wertschöpfende Bereiche werden nicht durch Wettbewerb oder Effizienz getrieben. Sie können wachsen, ohne dass eine entsprechende Produktivitätssteigerung nachweisbar wäre.
  • Abhängigkeiten: Eine immer größere Zahl von Bürgern kann von staatlichen Leistungen abhängig werden, wodurch eine politische Mehrheit entsteht, die an der Aufrechterhaltung dieses Systems interessiert ist.

Demografische Faktoren

  • In alternden Gesellschaften wie Deutschland führt der demografische Wandel zu einem wachsenden Bedarf an Pflege, Rentenzahlungen und Gesundheitsversorgung, die oft staatlich finanziert werden. Dies vergrößert die nicht-wertschöpfenden Bereiche quasi automatisch.

 


Gefahren einer zu hohen Staatsquote

Gefahren eines überproportionalen Wachstums der Staatsquote

Finanzielle Überlastung der Wertschöpfung

  • Wenn der produktive Sektor die Last eines wachsenden Staatssektors tragen muss, führt dies zu einer immer höheren Steuer- und Abgabenbelastung, die wiederum Investitionen, Innovationen und unternehmerische Tätigkeiten hemmen kann.
  • Der Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit kann zu Abwanderung von Unternehmen führen, was die Finanzierung des Staates weiter erschwert.

Schwindende Flexibilität

  • Ein zu großer staatlicher Sektor wird oft träge und ineffizient. Ressourcen werden zunehmend für Verwaltung und Bürokratie statt für echte Problemlösungen aufgewendet.
  • Reformen werden schwieriger, da ein zu großer öffentlicher Sektor oft massiven Widerstand gegen Veränderungen leistet.

Gesellschaftliche Spannungen

  • Wenn der Eindruck entsteht, dass der produktive Teil der Gesellschaft unverhältnismäßig für den nicht-wertschöpfenden Teil aufkommen muss, könnten soziale Spannungen entstehen.
  • Solche Spannungen könnten die Akzeptanz des Systems als Ganzes gefährden.

 


 

Beispiele für den "Hydraeffekt" , Lösungen und FAZIT

Beispiele für einen solchen „Hydra-Effekt“

  • Griechenland vor der Finanzkrise: Ein überdimensionierter öffentlicher Sektor, kombiniert mit ineffizienter Verwaltung und politischer Vetternwirtschaft, führte zu massiver Staatsverschuldung und wirtschaftlichem Zusammenbruch.
  • Frankreichs öffentliche Ausgabenquote: Frankreich hat eine der höchsten Staatsquoten in Europa, was häufig zu Debatten über Reformen führt. Der Widerstand von Gewerkschaften und öffentlichen Institutionen blockiert jedoch viele notwendige Anpassungen.

Wie könnte man den „Hydra-Effekt“ eindämmen?

Effizienzsteigerung im öffentlichen Sektor

  • Einführung von Mechanismen, die eine regelmäßige Evaluierung staatlicher Programme und Institutionen ermöglichen.
  • Digitalisierung und Automatisierung könnten helfen, Kosten im öffentlichen Dienst zu senken.

Transparenz und Kontrolle

  • Stärkere Transparenz und Bürgerkontrolle könnten sicherstellen, dass staatliche Ausgaben sinnvoll und zielgerichtet eingesetzt werden.
  • Einführung von Benchmarking: Öffentliche Institutionen könnten an Effizienzstandards gemessen werden.

Förderung der Wertschöpfung

  • Zielgerichtete Unterstützung der industriellen und technologischen Entwicklung.
  • Senkung der Steuer- und Abgabenlast auf produktive Tätigkeiten.

Begrenzung der Staatsquote

  • Festlegung von Obergrenzen für die Staatsquote oder staatliche Schuldenaufnahme.
  • Einführung eines Mechanismus, der sicherstellt, dass staatliche Ausgaben proportional zum Wirtschaftswachstum steigen.

Soweit unsere Auffassungen gestützt durch die Analyse zahlreicher Dokumente im Kontext wachsender Bürokratie und deren Risiken für die Volkswirtschaft einer Industrienation. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und wir freuen uns über Ihre Meinung, Hinweise und Ergänzungen zu dieser Thematik.


Quellen:

...oder sind wir vom Pfad der ökonomischen Vernunft in Deutschland abgekommen? Vernachlässigen wir aktuell die primären und sekundären Sektoren der Volkswirtschaft?

Interessiert?

FREUND Human Resources Consulting - Headhunter/ Executive Search Personalberatung für Deutschland, Thüringen und Erfurt. Greifen Sie auf unsere jahrelangen Erfahrungen im Segment moderner Personalarbeit zurück.

Rufen Sie uns an! + 49 (361) 550 56 900 oder nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

Kontakt aufnehmen

Stellenangebote

OBERBAULEITER (erweiterter Hochbau), Thüringen - Erfurt (a.g.)

Sie werden Kliniken und wissenschaftliche Institute bauen! Bauwerke - nicht von der "Stange". Unser Mandant aus Thüringen ist ein renommiertes,…

Dipl. Ing. Maschinenbau für Position Universität (E13 Position) Ingenieur Forschung und Entwicklung (Sachsen)

Intelligente Bergbautechnik für die Tiefsee Stellenangebot für Ingenieure, Techniker, Meister - offen für Absolventen aus Fach- und Hochschulen der…

LEISTUNGSELEKTRONIKER Ing.FH/Uni | Experte für den "richtigen STROM" (a.g.)

Sie wissen: Strom ≠ Strom! Gesucht sind Sie -  als Experte für die elektronische Steuerung und den differenzierten Betrieb…